Donnerstag, März 28, 2024

Komplementärmedizin bei Krebs: Antioxidantien, Vitamine, Mineralstoffe

Als Komplementärmedizin bei Krebs kommen in der Therapie häufig auch Antioxidantien in Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zum Einsatz.

Unter dem Strich spielen Freie Radikale bei der Entstehung von Krebs eine bedeutende Rolle. Dementsprechend haben gerade Patienten mit Krebs oder chronisch Kranke einen besonders hohen Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, die als Antioxidantien gegen freie Radikale wirken. Deswegen kann – zusammengestellt durch die sinnvolle Kombination zwischen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen – eine optimale antioxidative Therapie als Komplementärmedizin bei Krebs positive Effekte bringen.

In den letzten Jahren haben Forscher zudem auch eine Vielzahl von Pflanzen und deren Inhaltsstoffe wissenschaftlich untersucht und zahlreiche positive Wirkungen gefunden. Eine rezente Metaanalyse bestätigte auch, dass eine gesunde Diät mit hoher antioxidativer Kapazität eine schützende Wirkung gegen Krebs haben kann.

 

Die wichtigsten Vitamine zur Abwehr der freien Radikale sind das Vitamin A, Vitamin C, das Vitamin E und Vitamin D.

Antioxidative Therapie mit Vitamin A

Vitamin A wird auch das Epithelschutz-Vitamin bezeichnet. Mit seiner pleiotropen Wirkung kann man die Differenzierung und die Proliferation von Tumorzellen verändern. Dieses Vitamin und deren Vorstufen (Retinoide) finden häufig Anwendung beim Zervix- und Vulvakarzinom, beim Plattenepithelkarzinom des HNO-Bereiches und der Lunge, aber hat auch einen wichtigen Stellenwert bei der Prävention von Krebserkrankungen.

Hohe Dosierungen mit Vitamin A sind nur in Einzelfällen indiziert, Hypervitaminosen sind bekannt und aufgrund des Nebenwirkungsprofils zu vermeiden. Eine alleinige Gabe von Beta­karotin ist kontroversiell. Einzelne Studien haben gezeigt, dass Betakarotin die Mortalität von Lungenkrebspatienten steigern kann. Vitamin A ist gehäuft in Karotten, Petersilie, Spinat, Fenchel, Mangold und Kraut zu finden.

Antioxidative Therapie mit Vitamin C

Vitamin C aktiviert das Immunsystem und verhindert die Umwandlung von Nitraten in Nitrite und damit die Bildung von kanzerogenen Nitrosaminen. Eine Hypervitaminose ist nicht bekannt. Überraschenderweise haben nicht Zitrusfrüchte – wie meist angenommen wird – den höchsten Gehalt an Vitamin C, sondern frische Sanddornbeeren, frische Paprikaschoten, Brokkoli, schwarze Johannisbeeren, Hagebutten, Kiwi und schließlich auch Orangen und Zitronen.

Antioxidative Therapie mit Vitamin E

Vitamin E hat mehrere biochemische Wirkungsmechanismen: eine antioxidative Wirkung und Schutzfunktion, eine Wirkung auf die Membranen und eine Wirkung auf die Prostaglandinsynthese. Die antioxidative Wirkung von Vitamin E beruht einerseits auf der Verhinderung spontaner Oxydation mehrfach ungesättigter Fettsäuren, sowie andererseits auf seiner Eigenschaft als Radikalfänger. Ferner reichert sich Vitamin E auf Grund seiner lipophilen Eigenschaften an den Zellmembranen an und schützt die wichtigsten Zellstrukturen, vorwiegend durch Hemmung der Lipidperoxydation.

Weiter konnte auch eine Umverteilung der Blutfette unter Vitamin E-Gabe beobachtet werden, möglicherweise durch eine Stimulierung der LDL-Cholesterinhydrolyse. Vitamin E wirkt primär in Kombination mit den anderen Vitaminen A und C und den Spurenelementen. Tägliche Dosen bis 400 IE sind sinnvoll. Die wichtigste Vitamin E-Quelle sind pflanzliche Öle, die einen hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren haben. Reich an Vitamin E sind: Fenchel, Schwarz­wurzeln, Spargel, Spinat.

Während der Strahlentherapie sind Vitamine nicht indiziert. Denn sie können durch Reduktion der lokalen freien Radikale die Effektivität der Bestrahlung verringern.

 

Vitamin D bei Krebs

Es gibt Daten, dass zwischen dem Auftreten von verschiedenen Krebsarten und einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel ein Zusammenhang besteht. Wobei hier einerseits die Dosis und andererseits die Dauer der Calcium- und Vitamin-D-Einnahmen im Fokus der Forschung stehen. Im Grunde genommen sind daher noch weitere klinischen Studien notwendig, um einen schützenden Charakter von Vitamin D sicher zu belegen. Bezüglich der vorbeugenden Wirkung von Vitamin D gibt es unterschiedliche Erkenntnisse. Im Grunde genommen gilt, dass ein Vitamin-D-Mangel jedenfalls zu vermeiden ist. Bezüglich der Anwendung hoher Vitamin D-Dosen gegen Krebs laufen große Studien. Mit Dosierungen zwischen täglich 3.200 IE Vitamin D3 bis zu 100.000 IE Vitamin D pro Monat

 

Antioxidantien in Mineralstoffen und Spurenelementen als Komplementärmedizin bei Krebs

Im Grunde genommen kommt erst durch die Kombination zwischen Vitaminen sowie Spurenelementen eine optimale antioxidative Situation hergestellt werden. Dieses Zusammenspiel nimmt in der Komplementärmedizin bei Krebs eine maßgebliche Rolle ein, wobei hier Selen und Zink sehr wichtige Mikronährstoffe sind.

Selen bei Krebs

Im Krebsgeschehen spielt Selen eine bedeutsame Rolle. Selen ist Bestandteil des Enzyms Gluthationperoxidase, dem wohl wirksamsten Schutz der Zelle vor freien Radikalen und Entartung. Es dient außerdem der Entgiftung von Schwermetallen. Selen ist übrigens vermehrt in Pistazien, Weizenkeimen, Steinpilzen, Sojabohnen und Reis enthalten. Allerdings enthalten unsere Böden wenig Selen, so dass eine zusätzliche Selengabe sicher von Vorteil ist.

Die Tagesaufnahme sollte jedoch 200–500μg, in einzelnen Fällen bis 1000ug nicht überschreiten, da hohe Dosen giftig wirken können. Deswegen ist auch Vorsicht ist geboten – vor allem beim Auftreten von geschwärzten Fingernägeln und Knoblauchgeruch in Haut und Atem. Vor allem während der Chemotherapie und Strahlentherapie ist das Selen-Nitrit als Trinkampulle effektiv. Für die Dauereinnahme von Selen eignen sich Selen-Hefe-Kombinationspräparate.

Zink bei Krebs

Zink wird zum Aufbau von Abwehrzellen und zahlreichen Enzymen benötigt. Ein Zinkmangel ist relativ selten, kann jedoch durch eine Malabsorption entstehen. Zink ist für die Wundheilung, für die Immunabwehr und für die Verbesserung des Geschmacksinns empfehlenswert. Bei sehr hoher Dosierung von Zink können in vitro Onkogene aktiviert werden.

 

Weitere Antioxidantien als Komplementärmedizin bei Krebs

Neben diesen »klassischen« Antioxidantien ist in den letzten Jahren zusätzlich eine Vielzahl von Pflanzen und deren Inhaltsstoffe wissenschaftlich für die Komplementärmedizin gegen Krebs untersucht worden. Ein gutes Beispiel ist Lycopin, eine antioxidativ wirkende Substanz in der Tomate.

Schließlich scheinen auch das Resveratrol, das als Inhaltsstoff des Rotweins bekannt ist, sowie andere Polyphenole eine Schutzwirkung gegen Krebs, Herz-Kreislauf und Gefäßerkrankungen zu bieten. Diese Substanzen können auch zusätzlich den Alterungsprozess beeinflussen.

Antioxidantien scheinen jedenfalls wichtig zu sein, um die Bildung von Krebszellen zu verhindern und die Aktivitäten reaktiver Stickstoff- und Sauerstoffspezies zu unterdrücken. Allerdings scheinen einige pflanzliche Antioxidantien auch Entstehung und Fortschreiten bei Krebs fördern zu können. Hierzu sind dringend weiter Studien erforderlich.


Literatur:

Narges Dastmalchi, Behzad Baradaran, Saeid Latifi-Navid, Reza Safaralizadeh, Seyed Mahdi Banan Khojasteh, Mohammad Amini, Elmira Roshani, Parisa Lotfinejad. Antioxidants with two faces toward cancer. Life Sciences. Volume 258, 1 October 2020, 118186. https://doi.org/10.1016/j.lfs.2020.118186

Cruz-Chamorro I, Álvarez-Sánchez N, Santos-Sánchez G, et al. Immunomodulatory and Antioxidant Properties of Wheat Gluten Protein Hydrolysates in Human Peripheral Blood Mononuclear Cells. Nutrients. 2020;12(6):1673. Published 2020 Jun 4. doi:10.3390/nu12061673

Isaac S. Harris, Gina M. DeNicola. The Complex Interplay between Antioxidants and ROS in Cancer. Trends in Cell Biology. Volume 30, Issue 6, June 2020, Pages 440-451. https://doi.org/10.1016/j.tcb.2020.03.002

Mohammad Parohan, Alireza Sadeghi, Seyed Reza Khatibi, Morteza Nasiri, Alireza Milajerdi, Mahmoud Khodadost, Omid Sadeghi. Dietary total antioxidant capacity and risk of cancer. A systematic review and meta-analysis on observational studies. Critical Reviews in Oncology/Hematology. Volume 138, June 2019, Pages 70-86. https://doi.org/10.1016/j.critrevonc.2019.04.003

Ozben T. Antioxidant supplementation on cancer risk and during cancer therapy: an update. Curr Top Med Chem. 2015;15(2):170-8.


Quellen:

Onkologie: Komplementärmedizin und Krebs. Prof. Dr. Leo Auerbach. MEDMIX 3/2005.

http://www.cam-cancer.org/

Related Articles

Aktuell

Steviosid: Eine revolutionäre Alternative zu Zucker

Mit seiner Süßkraft, die deutlich stärker ist als die von Zucker, hat Steviosid (ohne jegliche Kalorien) die Welt der Süßstoffe revolutioniert. Mit einer Süßkraft, die...
- Advertisement -

Latest Articles

Digital Detox: Der Weg zu einer besseren Männergesundheit

Die Entscheidung für einen Digital Detox ist ein Schritt hin zu bewussterem Leben und Arbeiten. In unserer heutigen, digital dominierten Welt ist es kaum noch...

Gartenmelde und seine Heilwirkung

Die Gartenmelde kommt in der Volksmedizin mit seiner diuretischen (harntreibenden) Heilwirkung als Brechmittel und als Abführmittel zum Einsatz. Gartenmelde ist ein vielseitiges Kraut in Küche...

Biosimilars in der Therapie der Psoriasis

Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars mit Original-Biologika für die Behandlung von Psoriasis lässt Fragen offen. Bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis...