Donnerstag, März 28, 2024

Erfolgreiche Adipositas-Behandlung ohne Magen-OP

Einer interdisziplinäre Adipositas-Behandlung reduziert effektiv und langfristig das Gewicht von Patienten mit einem BMI über 40 kg/m² ohne Magen-OP.

Was tun, wenn der BMI weit über 40 kg/m² ist? Gibt es bei Adipositas effektive Alternativen zur Magen-OP? Wie nachhaltig sind die Erfolge? Eine rezente Studie an Teilnehmern mit Adipositas konnte unlängst zeigen, dass man Patienten mit krankhafter Adipositas mit einer intensivierten multidisziplinären Adipositas-Behandlung ohne OP helfen kann.



 

Zwölf Monate andauernden Adipositas-Behandlung war effektiv

Insgesamt nahmen 206 Patienten an einem zwölf Monate dauernden Therapiekonzept teil. Die spezielle Adipositas-Behandlung setze sich aus Ernährungsberatung, kognitivem Verhaltenstraining und Bewegungstraining zusammen. Zu Beginn der Studie betrug der durchschnittliche BMI der Patienten 49 kg/m². In diesem Fall spricht man von einer morbiden Adipositas. Die interdisziplinäre Adipositas-Behandlung wurde in Kleingruppen begonnen.

81 Prozent der Patienten beendeten die Adipositas-Behandlung und verloren dabei durchschnittlich 28,8 kg (Frauen) und 33,7 kg (Männer). Dies entsprach 21,9 Prozent ihres ursprünglichen Körpergewichts und etwa die Hälfte ihres überschüssigen Körperfetts. Schließlich verbesserten sich auch die Blutzucker- und Blutdruckwerte sowie die Lebensqualität der Patienten wesentlich.

Die Studienteilnehmer erhielten in der Anfangsphase der Gewichtsreduktionsphase eine Formuladiät verordnet. Die tägliche Energieaufnahme lag hierbei bei 800 kcal. Je nach Indikation wurde diese Maßnahme bei einem Teil der Studienteilnehmern mit dem Einsetzen eines Magenballons kombiniert, welcher spätestens nach 6 Monaten wieder entfernt wurde.

 

Langfristige Lebensstilveränderung

Um eine langfristige Lebensstilveränderung zu erreichen, erhielten die Patienten in den ersten sechs Monaten ein intensives interdisziplinäres Therapieprogramm, bestehend aus einer kognitiven Verhaltenstherapie, Ernährungsberatung und einem Bewegungstraining. Die Treffen waren ganztägig und fanden wöchentlich in der Gruppe statt.

In der zweiten Jahreshälfte des 12-monatigen Interventionsprogramms ging es dann nicht mehr um die Gewichtsreduktion. Sondern es ging vordergründig um die Gewichtserhaltung. Dazu verringerten die Forscher die Häufigkeit der ganztägigen Treffen von wöchentlichen Sitzungen auf monatliche Treffen. In der letzten Woche der Intervention fanden abschließend täglich Therapiesitzungen zum Thema langfristiger Gewichtserhalt statt.

 

Nachhaltiger Erfolg der Adipositas-Behandlung ohne Magen-OP

Dreiviertel der Teilnehmer nahmen an der dreijährigen Nachbeobachtung teil. Die Mehrheit von ihnen konnte eine Reduktion von mehr als zehn Prozent ihres Körpergewichtes über die drei Jahre halten. 44 Prozent waren in der Lage, mehr als 30 Prozent ihres ursprünglichen Übergewichtes auch dauerhaft nicht wieder zuzunehmen.

 

Hintergründe: Adipositas-Behandlung mit und ohne Magen-OP

Die Wissenschaft ist sich mittlerweile einig, dass es sich bei Adipositas um eine multifaktoriell bedingte, lebenslange Erkrankung handelt. Herkömmliche ernährungs- und medizinbasierte Maßnahmen liefern häufig enttäuschende Ergebnisse, weshalb sich die bariatrische Chirurgie mittlerweile fest in der Adipositas-Behandlung etabliert hat.

Abnehmerfolge und die positive Auswirkung auf vorhandene Begleiterkrankungen sind wissenschaftlich belegt. Schließlich sind auch die Daten zur Nachhaltigkeit vielversprechend.

Unter dem Strich will aber nicht jeder Adipositas-Patient so eine Magen-OP über sich ergehen lassen. Denn es gibt beispielsweise ja auch nach wie vor ungeklärte Langzeiteffekte. So könnte sich möglicherweise die Lebensqualität verändern. Und zwar durch die eventuell lebenslang notwendige Supplementation von Vitaminen und Spurenelementen. Das sind nur wenige der vielen möglichen Gründe, weswegen sich Patienten gegen eine Operation entscheiden.

Deswegen braucht man auch konservative Ansätze für die Behandlung von Adipositas ohne Magen-OP. Umfassende Therapieprogramme mit kognitiver Verhaltenstherapie, Bewegung und Sport bieten erwiesenermaßen gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Gewichtsverlust. Zudem unterstützen sie es, dass man auch langfristig ein stabiles Gewicht halten kann.




Literatur:

Weimann A., Fischer M., Oberänder N., Prodehl G., Weber N., Andrä M., Krug J., Wallstabel I., Schiefke I., Bischoff SC. Willing to go the extra mile: Prospective evaluation of an intensified non-surgical treatment for patients with morbid obesity. Clin Nutr. 2018 Aug 1., https://doi.org/10.1016/j.clnu.2018.07.027


Quelle: http://www.zkes.de

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