Donnerstag, April 18, 2024

Aciclovir und Penciclovir bei Lippenherpes seit Jahren bewährt

Ein geschwächtes Immunsystem kann zu einer Lippenherpes-Infektion führen – Aciclovir und Penciclovir sind seit Jahren bewährte Wirkstoffe bei Herpes labialis.

Neben akutem Stress, Müdigkeit oder starker UV-Strahlung ist oftmals auch ein geschwächtes Immunsystem der Grund dafür, dass Herpes-Viren aus dem Wartezustand erwachen und Lippenherpes beziehungsweise Herpes labialis (Herpes simplex labiales) verursachen. Dagegen hat sich die äußerliche Anwendung von Aciclovir und Penciclovir seit Jahren bei Lippenherpes bewährt.



 

Ursachen für Lippenherpes und Symptome

Verschiedene äußere Einflüsse begünstigen Lippenherpes, auch die Sonne spielt beim Ausbruch von Herpes eine Rolle, erneut ausbrechen lassen. Allerdings spielt dabei wahrscheinlich eine Vielzahl von Gründen eine Rolle. Wobei viele Risikofaktoren vor allem für die Schleimhäute eine schwere Belastung darstellen. Im Grunde genommen können Viren und Bakterien vor allem auch begünstigt durch kaltes, feuchtes Klima im Freien sowie durch trockene Luft in den Räumen unseren Körper wirkungsvoll attackieren. Dann versagen die meist ausgetrockneten Atemwege in ihrer Funktion als schützende Barriere und bieten eine der Haupteintrittspforten für Viren und Bakterien. Durch das geschwächtes Immunsystem treten dann oft eine Erkältung beziehungsweise ein grippaler Infekt sowie eben auch Fieberblasen auf.

Wenn es zu einem Herpes-Schub kommt, dann wandern die Herpes-Viren aus ihrem Reservoir entlang antikörperfreier Nervenbahnen und befallen die Epidermis. Es kommt zur Schädigung der Oberhaut, deren erste Anzeichen sich lediglich als leichtes Kribbeln und Spannungsgefühl – meist am Lippenrand – äußern. Binnen kürzester Zeit bilden sich charakteristischerweise mehr oder weniger gruppierte, schmerzhafte (Fieber-)Bläschen oder Erosionen auf gerötetem Untergrund.

 

Lippenherpes richtig behandeln

Einerseits gibt es keine kausale Therapie, mit der man die Lippenherpes-Erreger völlig verschwinden lassen kann (Eradikationstherapie). Andererseits gibt es sehr wohl mehrere Möglichkeiten, die schmerzhaften Fieberblasen effektiv zu behandeln. Wobei zum jeweiligen Zeitpunkt die richtige Wahl der lokalen Behandlung sorgfältig auf die momentane Phase der Herpes simplex-Infektion abgestimmt werden sollte.

 

Aciclovir und Penciclovir in den ersten Phasen sehr wirksam

Während sich Wirkstoffe der sogenannten Virustatika-Gruppe wie eben Aciclovir und Penciclovir hervorragend in der Anfangsphase beziehungsweise in der Bildungsphase der Bläschen eignen, um die virale Replikation möglichst einzudämmen, so sind in der Austrocknungs- sowie Heilphase eher entzündungshemmende, schmerzlindernde sowie lokal desinfizierende Medikamente wirksam.

Primäres Ziel der medikamentösen Behandlung von Herpes simplex-Infektionen ist es, die Ausbreitung der aktiven Viren durch Suppression der viralen DNS-Synthese, zu hemmen. Die bekanntesten Substanzgruppen bei Lippenherpes sind eben die Nucleosid-Analoga wie Aciclovir und Penciclovir. Diese hemmen in ihrer aktiven Form den Zellstoffwechsel. Wobei der große Vorteil darin liegt, dass sich die Inaktivierung ausschließlich auf die mit Herpesviren infizierten Zellen beschränkt.



 

Ziel der Therapie mit Aciclovir und Penciclovir ist es, die Vermehrung der Viren in den Zellen zu hemmen

Sowohl Aciclovir als auch Penciclovir hemmen die in den virusinfizierten Zellen stattfindende DNA-Synthese. Und daher sind beide Wirkstoffe auch für die außerliche Anwendung bei Lippenherpes zugelassen.

Die topische Anwendung von Aciclovir sollte fünfmal täglich alle vier Stunden, die Anwendung von Penciclovir alle zwei Stunden über vier Tage lokal erfolgen.

Besonders wichtig ist es, dass man das jeweilige Präparat mit Hilfe eines Wattestäbchens möglichst dünn auf die bereits infizierten Stellen aufträgt. Das gilt schließlich ebenfalls für die unmittelbar benachbarten Hautareale.

Für eine funktionierende Vermehrung der Viren benötigen die Lippenherpes-Erreger eine Reihe verschiedener Enzyme. Unter anderem die virale Thymidinkinase, deren Aufgabe es ist, das zelleigene Nucleosid Thymidin während der viralen Replikation zu phosphorylieren.

Die Phosphatmarkierung des somit aktivierten Thymidins dient als Täuschungsmanöver für die zelluläre DNA-Polymerase, welche nun neben der zellulären DNA auch die Virus-DNA transkribiert. Die Wirkung eines Nucleosid-Analogons greift genau in diesem Umfeld ein, um schlussendlich einen Aminosäure-Kettenbruch zu erzielen.

So erkennt die virale Thymidinkinase Wirkstoffe der Gruppe Nucleosidanaloga als Thymidin und führt die Phosphorylierung durch.

Die phosphatmarkierte Form der Nucleosid-Analoga ist jedoch für die DNA-Synthese und somit für eine weitere Virusvermehrung unbrauchbar. Aciclovir-hältige Lippenherpes-Präparate wirken selektiv auf humanpathogene Herpesvieren und zeichnen sich durch ihr vorteilhaftes Verträglichkeitsprofil sowie hohe Sicherheit aus. Eine Aufnahme in den Blutkreislauf erfolgt nicht.




Literatur:

Dahlia Saleh; Sandeep Sharma. Herpes Simplex Type 1. StatPearls [Internet]. Last Update: June 10, 2020.

Leung AKC, Barankin B. Herpes Labialis: An Update. Recent Pat Inflamm Allergy Drug Discov. 2017;11(2):107-113. doi:10.2174/1872213X11666171003151717

Schmid-Wendtner MH, Korting HC. Penciclovir cream–improved topical treatment for herpes simplex infections. Skin Pharmacol Physiol. 2004;17(5):214-218. doi:10.1159/000080214

King DH. History, pharmacokinetics, and pharmacology of acyclovir. J Am Acad Dermatol. 1988;18(1 Pt 2):176-179. doi:10.1016/s0190-9622(88)70022-5

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