Mittwoch, November 5, 2025

Steviolglycoside aus Stevia rebaudiana als Zuckerersatz

Steviolglycoside aus der Stevia-Pflanze, dem Süßkraut oder Honigkraut Stevia rebaudiana, kommen als Zuckerersatz in Lebensmitteln zum Einsatz.

Steviolglycoside sind seit Dezember 2011 unter der Bezeichnung »Lebensmittelzusatzstoff E 960« als Süßungsmittel in der Europäischen Union zugelassen. Stevia aus der Pflanze Stevia rebaudiana wird auch als Süßkraut oder Honigkraut bezeichnet. Seit der Zulassung setzt man Steviolglycoside in bestimmten Lebensmittel mit geeigneten Höchstmengen für die Verwendung als Süßstoffe ein. Und zwar in aromatisierten Getränken, Süßwaren, Dessertspeisen, Tafelsüßen sowie Nahrungsergänzungsmitteln.

 

Steviolglycoside aus Stevia rebaudiana, dem Süßkraut oder Honigkraut

Steviolglycoside mit der E-Nummer 960 sind pflanzliche Inhaltsstoffe, die aus den Blättern der subtropischen Stevia rebaudiana gewonnen werden und eine etwa 40- bis 300-mal stärkere Süßkraft haben als jene von Zucker. So sind aus den Blättern der Stevia rebaudiana extrahierten Steviolglykosiden 200- bis 400-mal süßer als Haushaltszucker. Die getrockneten Blätter der Stevia-Pflanze sind 30- bis 45-mal süßer als Zucker.

 

Süß, mit bitterem, lakritzartigen Beigeschmack

Der lang anhaltenden Süßgeschmack der nahezu kalorienfreien Steviolglycoside wird von einem bitteren und lakritzartigen Beigeschmack begleitet. Der bittere Beigeschmack der Steviolglycoside entsteht, indem die Glycoside die beiden Bittergeschmacks-Rezeptortypen auf der menschlichen Zunge aktivieren. Zukünftig wollen Hersteller versuchen, den Bittergeschmack der Stevia-Pflanze in den jeweiligen Produkten schon früh zu minimieren. Hier will man durch Züchtung und Aufreinigung zukünftig die besten Süßungskandidaten mit Stevia-Produkte gewinnen.

 

Stevia rebaudiana Bertoni: Eine natürliche Alternative zur Behandlung von Krankheiten im Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom

Unter dem Strich ist das Süßkraut oder Honigkraut Stevia rebaudiana also aufgrund seines Gehalts an Steviolglycoside ein geeigneter kalorienfreier Süßstoff. Zudem zeigen sowohl In-vitro- als auch In-vivo-Studien, dass die Steviolglycoside sowie die Extrakte aus Stevia rebaudiana pharmakologische und therapeutische Eigenschaften aufweisen. Und zwar, einschließlich als Antioxidationsmittel, antimikrobielle Mittel, blutdrucksenkende Mittel, Antidiabetika und Antikrebsmittel.

Eine aktuelle internationale Analyse untersuchte die Wirkungen von Stevia gegen Übergewicht, zu hohem Blutzucker und Blutdruck sowie gegen schlechte Lipidwerte. Die Stevia-Pflanze könnte als natürliche und alternative Behandlung für Krankheiten dienen, die mit dem metabolischen Syndrom verbunden sind, und somit zur Gesundheitsförderung beitragen.

Die Ergebnisse besytätigten, dass die wässrigen und alkoholischen Extrakte der Stevia-Pflanze sowie ihr Steviol nicht nur als Süßungsmittel geeignet sind, sondern auch eine pharmakologische Alternative darstellen. Seine Verbindungen können auch als natürliche Behandlung die Therapie endokriner Erkrankungen unterstützen. Und zwar wie Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck sowie Dyslipidämie.

Diese Krankheiten sind mit dem metabolischen Syndrom verbunden, das aufgrund seiner derzeitigen Prävalenz als großes Problem der öffentlichen Gesundheit angesehen wird.

Neben Steviolglycosiden enthält Stevia rebaudiana übrigens auch mehrere sekundäre Pflanzenstoffe, darunter Phenole und Flavonoide.

 

Sicherheit von Stevia

Im Jahr 2010 erfolgten jedenfalls noch vor der Zulassung detaillierte toxikologischen Untersuchungen. Denn es gab offene Fragen hinsichtlich der ursprünglich vermuteten, gesundheitlichen Probleme. Hier diskutierte man über krebserregende sowie Erbgut schädigende Wirkungen. Schließlich konnte man diese Fragen aber für die Steviolglycoside zufriedenstellend beantworten. Mögliche pharmakokinetische Wechselwirkungen sind bis heute noch offen. Daher ist bei der Verwendung durch Diabetiker Vorsicht geboten.

In Lebensmitteln darf man nur geringe Mengen verwenden. Das soll die von der EFSA festgelegte duldbare tägliche Aufnahmemenge (ADI-Wert) gewährleisten. Für Steviolglycoside liegt dieser ADI-Wert bei vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Dieser kann vor allem von Kindern aufgrund des geringeren Körpergewichts leicht überschritten werden.


Literatur:

Ray J, Kumar S, Laor D, et al. Effects of Stevia Rebaudiana on Glucose Homeostasis, Blood Pressure and Inflammation. A Critical Review of Past and Current Research Evidence. Int J Clin Res Trials. 2020;5:142. doi:10.15344/2456-8007/2020/142. PMCID: PMC7059728

Areli Carrera-Lanestosa, Yolanda Moguel-Ordóñez, Maira Segura-Campos. Stevia rebaudiana Bertoni: A Natural Alternative for Treating Diseases Associated with Metabolic Syndrome. J Med Food. 2017 Oct 1; 20(10): 933–943. Published online 2017 Oct 1. doi: 10.1089/jmf.2016.0171. PMCID: PMC5651958


Quelle: Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

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